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Stillberatung in Österreich - Ein Überblick

Anna Bogner-Gombotz

Der Begriff „Stillberatung“ ist in Österreich nicht geschützt, d.h. jede(r) der/die das möchte, kann Stillberatung anbieten. Daher lohnt es sich immer nachzufragen, ob und wo eine Ausbildung absolviert wurde.


Ganz grob lässt sich die Stillberatung in Österreich unterteilen in ehrenamtliche, also kostenlose Angebote und Stillberatungen, die auf Honorarbasis stattfinden. Beide Beratungsangebote haben ihre Berechtigung und erfüllen eine bestimmte Funktion.

Ehrenamtliche Stillberatung – ÖAFS und LLL


Ehrenamtliche Stillberatung wird angeboten von Frauen, die selbst Stillerfahrung haben und durch einen der beiden Vereine für ehrenamtliche Stillberatung in Österreich ausgebildet wurden. In Österreich sind das die beiden Vereine „Österreichische Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen“ (kurz: ÖAFS www.oeafs-stillen.at) und „La Leche Liga Österreich“ (kurz: LLL www.lalecheliga.at).



Frauen, die ehrenamtliche Stillberatung anbieten, tun dies oft aus idealistischen Gründen heraus: Viele hatten selbst mit Problemen beim Stillen des eigenen Kindes zu kämpfen, sind dankbar für die Hilfe, die sie selbst durch eine Stillberaterin erhalten haben und wollen diese Hilfe nun auch anderen Frauen zukommen lassen.

Oft werde ich als ÖAFS Stillberaterin darauf angesprochen, warum ich kein Geld für die Beratungen nehme bzw. gar keines nehmen DARF (sonst dürfte ich nicht mehr als ÖAFS Stillberaterin auftreten):


Die Idee Stillberatung kostenlos zur Verfügung zu stellen, gründet in der Überzeugung, dass Stillen das Beste für das Baby, die Mutter, die Gesellschaft und unseren Planeten ist und in gewisser Hinsicht ein Grundrecht einer jeden Mutter und eines jeden Babys darstellt. Deshalb muss Stillberatung jeder Frau zugänglich sein, die Unterstützung braucht unabhängig vom finanziellen Hintergrund.


Kurz gesagt: Eine erfolgreiche Stillbeziehung darf keine Frage des finanziellen Hintergrunds sein!

Ehrenamtliche Stillberaterinnen stehen also Müttern zur Seite - sei es bei allgemeinen Fragen rund ums Stillen oder in akuten Problemsituationen. Dies kann durch Einzelberatungen in unterschiedlichster Form oder in Stillgruppen sein.


Besonders wichtig für ehrenamtliche Stillberaterinnen ist es, die Grenzen des Ehrenamts zu kennen und einzuhalten, denn was wir jedenfalls nicht können und dürfen ist, medizinische Diagnosen zu stellen, Medikamente zu verschreiben oder zu empfehlen oder sonstige medizinischen Aufgaben zu übernehmen. In solchen Fällen verweisen wir je nach Problemstellung an medizinisches Fachpersonal, wie etwa eine IBCLC Kollegin, weiter.


Zwei Beispiele:


Bsp.1: Eine Mama klagt über schmerzende Brustwarzen beim Stillen. Die ehrenamtliche Stillberaterin zeigt der Mutter, wie sie das Baby optimal anlegen kann, damit die Brustwarze beim Saugen möglichst wenig beansprucht wird. Nach einigen Tagen haben sich die Brustwarzen vom falschen Anlegen erholt, die Mama kann schmerzfrei stillen.


Bsp.2: Eine Frau meldet sich mit Schmerzen in der Brust bei der ehrenamtlichen Stillberaterin. Im Gespräch stellt sich heraus, dass die Brust hart und gerötet ist und die Mama erhöhte Temperatur hat. Die ehrenamtliche Stillberaterin verweist die Mutter an eine IBCLC und/oder an eine(n) Arzt/Ärztin, da es sich um eine Brustentzündung handeln könnte.

Entgeltliche Stillberatung in Österreich – VSLÖ (IBCLC), EISL und Hebammengremium


VSLÖ - Verband der Still- und LaktationsberaterInnen Österreich (www.stillen.at)

Als größte und wichtigste Institution ist hier der VSLÖ, der Dachverband der IBCLC Stillberaterinnen (International Board Certified Lactation Consultant) in Österreich zu nennen.

Zur Ausbildung zur IBCLC Stillberaterinnen werden nur Personen zugelassen, die einen einschlägigen medizinischen Grundberuf haben. Diese Ausbildung ist mit Abstand die Umfangreichste und schließt mit einem großen Examen ab. IBCLC Stillberaterinnen müssen sich regelmäßig fortbilden und rezertifizieren.


Für Frauen nach der Geburt im Krankenhaus ist es empfehlenswert bei Fragen rund ums Stillen nach einer Stillberaterin IBCLC zu verlangen, nicht selten haben Krankenschwestern oder Hebammen diese zusätzliche Ausbildung absolviert, aber man kann leider nicht davon ausgehen, dass jegliches Krankenhauspersonal auf der Geburtenstation Expertin zum Thema Stillen ist.


Viele IBCLCs sind nebenbei auch freiberuflich tätig, d.h. sie haben eine eigene Praxis oder kommen zu den Familien nach Hause. Sie beraten und begleiten Familien mit ihren Kindern bei allen Fragen und Problemen rund ums Thema Stillen.

EISL - Europäisches Institut für Stillen und Laktation

Das Europäische Institut für Stillen und Laktation bietet die Ausbildungskurse für die gerade erwähnten IBCLCs an.

Seit einiger Zeit können Personen ohne medizinischen Grundberuf die Ausbildung Stillberaterin EISL absolvieren. Sie besteht aus dem Basismodul der IBCLC Ausbildung und schließt mit einer Abschlussprüfung. Leider gibt es noch keine Webseite, auf der die ausgebildeten Stillberaterinnen EISL gesammelt zu finden sind.

Hebammengremium (www.hebammen.at)

Hebammen sind naturgemäß für viele Frauen die ersten Ansprechpersonen bei Fragen und Sorgen rund um das Thema Stillen. Ein Basiswissen zum Thema Stillen und Stillberatung ist fixer Bestandteil in der Ausbildung zur Hebamme.


In den ersten 8 Wochen nach der Geburt werden Hausbesuche der Hebamme mit Kassenvertrag von der Krankenkasse übernommen. Bei freiberuflichen Hebammen ohne Kassenvertrag wird ein Teil der Kosten rückerstattet.


Zahlreiche Hebammen haben ihr bestehendes Wissen für die Stillberatungen durch Zusatzausbildungen wie eben IBCLC oder EISL weiter vertieft.

Andere setzen ihre Arbeitsschwerpunkte an anderen Punkten der weitläufigen und vielschichtigen Hebammenarbeit.


 

Über die Autorin:

Mag. Anna Bogner-Gombotz ist ehrenamtliche Stillberaterin bei der Österreischischen Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen (ÖAFS), sie ist weiters zertifizierte Trage-, Schlaf-, und Stoffwindelberaterin, artgerecht Windlfrei-Coach und leitete Babymassage- und Spielgruppenkurse in ihren Räumlichkeiten "Kleines Nest" .

Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Bezrik Mattersburg, Burgenland.


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