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Anna Bogner-Gombotz

artgerecht Windelfrei und trocken werden...

...so kannst du dein Kind bindungs- und bedürfnisorientiert dabei unterstützen ohne Windel durch Leben zu gehen!


Info: Für alle, die sich genauer mit dem Thema auseinander setzen wollen, gibt es am 13.12.20 einen Onlinevortrag: https://www.facebook.com/events/211907810374980/

Anmeldung: info@kleinesnest.at


Ich bekomme öfter gezielte Anfragen, oder werde zwischendurch von Eltern darauf angesprochen „Du machst ja Windelfrei Beratungen, meine 2,5-jährige Tochter macht noch gar keine Anstalten“…Mütter und Väter wollen dann Tipps bzgl. sauber - also in ihrem Verständnis „Windelfrei“ - zu werden.


Windelfrei und das klassische Sauberwerden, also das abgewöhnen der Windel und das angewöhnen auf die Toilette oder das Töpfchen sind jedochzwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe.

In diesem Beitrag möchte ich einerseits die Unterschiede aufzeigen und andererseits einige Tipps weitergeben, wie ihr eure Kleinkinder beim Sauberwerden unterstützen könnt…Aber beginnen wie am Anfang:

artgerecht Windelfrei…


….hat nichts mit dem Abgewöhnen der Windel zu tun, denn bei Windelfrei werden die Babys erst gar nicht an Windeln gewöhnt! Das kommt dir komisch vor?! Ja, das kann ich gut nachempfinden, denn mir ging es genauso, als ich zum ersten Mal davon erfahren habe. Ich war dann aber doch so neugierig, dass ich mich in meiner ersten Schwangerschaft näher damit beschäftigt habe und habe es dann auch von Geburt an mit meiner Tochter praktiziert.



Wer Windelfrei mit seinem Baby lebt ist davon überzeugt, dass Babys von Anfang an ihr Ausscheidungsbedürfnis wahrnehmen können und auch versuchen uns mitzuteilen, wenn sie mal müssen. Weiters gehen wir davon aus, dass Babys, nicht in nassen, schmutzigen Windeln liegen oder getragen werden wollen, dass heißt, dass Babys grundsätzlich das Bedürfnis haben sauber und trocken zu sein. Windelfrei bedeutet aber keinesfalls, dass das Baby keine Windel tragen darf, das wäre mit unserem Lebensstil und unserer Klimazone nur schwer zu vereinbaren.


Windelfrei - in unserem Verständnis - bedeutet daher KOMMUNIKATION mit deinem Baby über dessen Ausscheidungen.


So wie dir dein Baby auch signalisiert und kommuniziert, dass es hungrig ist, dass es in deiner Nähe sein möchte, dass es Schmerzen hat oder dass es nicht alleine gelassen werden möchte, so signalisiert es auch: „Meine Blase drückt, ich muss mal aufs Klo“.
Windelfrei bedeutet daher, von Geburt an auch auf das Ausscheidungsbedürfnis des Babys zu achten und mit ihm darüber zu kommunizieren

Die Erfahrung von Windelfrei-Eltern zeigt, dass sogar schon sehr kleine Babys dazu in der Lage sind für eine gewisse Zeit ihre Ausscheidungen zurück zu halten und zu warten bis Mama oder Papa es ausgezogen haben und über ein geeignetes Gefäß „abhalten“.


Hast du vielleicht bei deinem Baby schon einmal bemerkt, dass es gerne, genau in dem Moment pinkelt, wenn es gewickelt wird?


„Abhalten“ ist übrigens die Bezeichnung für das Halten des unten herum nackten Babys über ein geeignetes Gefäß, oder auch im Freien oder über dem Waschbecken oder der Toilette…um ihm die Möglichkeit zu geben, sich zu erleichtern, ohne sein Geschäft in die Windel machen zu „müssen“.


Zeichen und Signale


Die Zeichen, die Babys möglicherweise aussenden, wenn sie das Bedürfnis nach Ausscheidung haben sind so unterschiedlich wie die Babys selbst (manche Babys, vor allem, wenn sie schon älter als 4 oder 5 Monate sind, signalisieren oft auch gar nicht (mehr)). Manche Babys strampeln mit den Beinen, beim Stillen sind viele unruhig und docken an und ab, oder drücken sich von der Brust weg. Manche Babys senden einen kurzen, schrillen Schrei aus. Andere wiederum wenden sich ab und schauen ins Leere.


Am Besten lernst du die Zeichen deines Babys kennen indem du freudig und neugierig an die Sache herangehst, dein Baby kennen lernst und es Baby zu Hause, wenn es warm genug ist, auch öfter mal nackig lässt. Denn dann merkst du sofort, wann es ausscheidet und wie es ich zuvor verhalten hat.

Wenn du dich für Windelfrei interessierst, dann würde ich dir raten dich gut über die Grundlagen zu informieren, sei es über Bücher, übers Internet oder bei einer Beratung bei einem artgerecht Windelfrei-Coach.


Vielleicht gibt es in deiner Nähe sogar eine Vernetzungs- und Austauschgruppe für Familien zum Thema Windelfrei? Schau dich mal um, du wirst vielleicht erstaunt sein, wie viele Familien Windelfrei schon kennen und praktizieren!


Bevor ich nun zur klassischen Sauberkeitserziehung komme, ist es mir wichtig noch eines zum Thema Windelfrei zu sagen:


Windelfrei soll immer Spaß machen und keinesfalls zu Stress bei den Eltern oder dem Baby führen. Es gibt bei Windelfrei immer Phasen in denen es super klappt, gefolgt von jenen, die nicht so gut funktionieren. Sieh es als Experiment, mach dir und deinem Baby keinen Druck, Windelfrei ist kein Leistungssport und kein „Super-Mama-Test“. Geht was daneben: Wische, wasche und lächle!

artgerecht Sauber werden für Kleinkinder ab 12 Monaten


In diesem Abschnitt gehe ich nun von Kleinkindern aus, die bisher nicht Windelfrei aufgewachsen sind, sondern klassisch mit Stoffwindeln oder Wegwerfwindeln vollzeit gewickelt wurden. Viele Dinge gelten aber für Windelfrei Kinder auch.



Das klassische Töpfchentraining mit Töpfchensitzungen nach Plan, so wie wir es vielleicht noch aus unserer Kindheit oder aus der Kindheit unserer Eltern erzählt bekommen haben, gibt es heute (zum Glück) immer seltener.


Diese strenge, oft auch mit Strafen verbundene Methode, wurde in den letzten Jahren von der „Abwarte-Methode“ abgelöst. Eltern wollen den Kindern keinen Druck machen und warten ab, bis die Initiative vom Kind selbst aus geht. Bis 3 Jahre sind die meisten Eltern und Pädagoginnen noch recht entspannt, wenn es aber dann in Richtung 3,5 und 4 Jahre geht, sind die einen schon hochgradig nervös und die anderen warten weiterhin einfach ab.


Ich bzw. wir vom artegerecht-Projekt, gehen einen anderen Weg. Wir stellen immer wieder fest, dass Kleinkinder sehr wohl bereits Signale aussenden, dass sie Interesse daran haben ihre Windel abzugeben, diese - manchmal subtilen - Signale aber von den Eltern nicht aufgegriffen werden. Oft ist es auch so, dass das Thema Ausscheidungen in der Familie bis jetzt einfach keinen Platz hatte, denn bisher galt: Ausscheidungen gehören in die Windel, die wird alle paar Stunden gewechselt und kommt in den Müll.

Daher ist es ganz zu Beginn ein wichtiger Schritt, dass Familien das Thema Ausscheidung für das Kind sichtbar in den Alltag holen und mit ihm darüber sprechen.

Das bedeutet: Das Kleinkind, darf - wenn es sich dafür interessiert - mit aufs Klo, wenn Mama oder Papa müssen. Es darf sehen, was da eigentlich passiert.

Weiters: Gemeinsam mit dem Kind können ein oder mehrere Töpfchen besorgt werden, die dann an fixen Plätzen im Haus verteilt stehen, dort wo es für die jeweilige Familie passt.


Die Neugierde des Kindes aufgreifen und den Gang zum Töpfchen angenehm und interessant gestalten


Besonders wichtig ist es, dem Kind den Gang zum Töpfchen so gemütlich und angenehm wie möglich zu gestalten: Die Umgebung sollte warm, sauber und wohlriechend sein. Alle Kinder mögen es gerne und weisen mehr Geduld am Töpfchen auf, wenn Mama oder Papa gemeinsam mit ihnen ein Buch oder ein spannendes Spielzeug anschauen. Meistens kommen Bücher zum Thema „Aufs Klo gehen“ gut an. Viele Buben pinkeln übrigens gerne im Stehen (in der Dusche, auf der Wiese, oder in eine spezielles Stehtöpfchen, das wie ein Urinal an der Wand befestigt werden kann).




Förderlich ist es auch sich Zeit zu nehmen und den gesamten Ablauf von Hose ausziehen, Windel ausziehen, am Töpfchen sitzen, Topf ausleeren (die meisten Kinder lieben es, den Topf selbst auszuleeren und ja, das erfordert starke Nerven und ein wenig Unterstützung seitens der Eltern), Klobürste benutzen, runter lassen, Hände waschen und wieder anziehen, mit dem Kind in Ruhe durchzugehen. Nach und nach wird das Kind immer mehr Aufgaben selbst übernehmen wollen.


Der Unterschied zur Abwarte-Methode ist folgender: Wir, die Erwachsenen, bieten dem Kind das Töpfchen aktiv an und machen es ihm schmackhaft. Wir übernehmen zu Beginn die meisten Schritte für das Kind. D.h. dein Kind wird anfangs noch sehr viel Unterstützung brauchen, denn selbst wenn es schon aufs Töpfchen gehen möchte, braucht es dich dazu, den ganzen Ablauf zu bewältigen.

Je selbstständiger dein Kind wird umso mehr Aufgaben kann es selbst übernehmen und, umso wichtiger ist es ihm die Dinge, die es schon alleine bewältigen kann, so einfach wie möglich zu machen, z.B. ihm Hosen anziehen, die es sich leicht selbst herunter ziehen kann.



Genauso wichtig wie bei Windelfrei ist es auch beim Sauberwerden, dass Eltern sich selbst und vor allem dem Kind keinen Druck machen. Sauberwerden ist ein Prozess, es geht auf und ab. Macht das Kind andere, wichtige Entwicklungsschritte, ist Töpfchenzeit meist nicht mehr interessant und andere Dinge sind für das Kind wichtiger.


Sind Eltern, von den vielen nassen Hosen und Lacken auf dem Boden sehr genervt, ist es sinnvoller eine Zeit lang wieder vermehrt auf Windeln zurück zu greifen, aber dem Kind das Töpfchen immer wieder – vor allem in den Standardsituationen, wie ewa nach dem Aufwachen am Morgen, oder nach dem Mittagsschlaf – anzubieten.


Wann Kinder trocken sind ist sehr unterschiedlich Mit 3 Jahren sind die meisten Kinder tagsüber und manche auch bereits nachts trocken. Ist das nicht so, bedeutet das keinen Grund zur Sorge, aber es lohnt sich genauer hinzusehen, was die Gründe dafür sein könnten. Zögert auch nicht euch professionelle Unterstützung zu holen.

Haben sich gewisse Probleme bereits verfestigt, wie z.B. dass das schon etwas ältere Kind das große Geschäft nur in die Windel machen möchte, dass Kinder plötzlich wieder einnässen, obwohl sie schon sauber waren, Verstopfung, oder die totale Verweigerung Ausscheidungen außerhalb der Windel abzusetzen, ist es ratsam einen artgerecht Windelfrei Coach, im besten Fall „Ü2“ zu kontaktieren.


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